Wie wichtig das Schreibgerät ist, hatte ich ja bereits erwähnt. In meiner Kindheit gab es da nur zwei Möglichkeiten. GeHa oder Pelikan. Das war mehr eine religiöse Überzeugung als eine wirklich auf Fakten basierende Entscheidung. Und der erste Klassenunterschied in meinem Leben – lange vor Puma oder Adidas, Diesel oder Levis, Golf oder Kadett. Qualitativ waren beide wohl gleich gut oder gleich schlecht. Meine Eltern entschieden auf einen grünen GeHa-Füller. In diese Füller passten nur spezielle Patronen. Die GeHa-Minen passten auch in den Kormoran, aber keinesfalls umgekehrt. Und damit war man exklusiv. Etwas besonderes. Ich war mächtig stolz.
Leider war man mit diesem Füller auch ziemlich schnell gekniffen. Wenn zum Beispiel mitten in einem Diktat der Tintenstrom versiegte und man keine Reservepatrone mehr hatte. Unnötig zu sagen, dass einem in dieser Situation nur andere Jünger des GeHa weiterhelfen konnten, da nur sie über die allein seligmachenden Patronen verfügten. Unnötig auch zu sagen, dass die GeHa-Patronen überteuert nur beim lokalen Schreibwarenfachhandel erhältlich waren, dort vom local ink dealer in einem separaten Safe aufbewahrt und nur einzeln gegen Geldkoffer verkauft wurden. Wie viele Familien in den 80ern wohl auf sommerliche Urlaubsreisen verzichten mussten, weil sie für ihre Sprösslinge am Anfang der Grundschulzeit die falsche Wahl getroffen hatten?
Mein GeHa hatte auch ein Anti-Rutsch-Noppenfeld am Schaft. Damit war rutschsicheres Schreiben auch bei Glatteis oder strömendem Regen möglich, wie er so häufig in Klassenzimmern auftritt.
Ausserdem saß unter der Feder noch ein roter Knopf für das Tintenflußsystem. Seine Funktion hat sich mir in 4 Jahren Grundschule nicht erschlossen, aber er war wohl ähnlich wie Teflon zuerst für die Raumfahrt entwickelt worden – und das genügte mir damals. Denn ich habe offensichtlich trotzdem – oder genau deswegen – Schreiben gelernt.